An Bord der Kussmundschönheit AIDAvita sind mein Mann und ich in Hongkong in das Jahr 2020 gestartet. Für mich war die Welt in Ordnung. Dann der Schock: Kurz vor Ausbruch der Pandemie erhielt ich im Februar die lebensverändernde Diagnose MS. Eben noch gesund, im nächsten Augenblick schwer krank. Wir wussten nicht viel über die Krankheit – 1.000 Gesichter, nicht ansteckend, unheilbar, aber nicht tödlich…
Wie schwer alles werden sollte, zeigten die nächsten Wochen, Monate und mittlerweile Jahre. Habe ich anfangs geglaubt, ich würde die MS (wir haben ihr den Namen Maggie Smith gegeben) irgendwie wieder loswerden, weiß ich heute, unzählige Tränen und Arztbesuche, Zweit- und Drittmeinungen, zwei Krankenhausaufenthalte, eine 6-wöchige Rehabilitationsmaßnahme, zahlreichen Ergo-, Physio-, Psychotherapien und täglichen Schmerzen später, sie ist gekommen, um zu bleiben.
Ein Leben auf dem Ponyhof sieht anders aus.
Diese chronische Erkrankung ist eben kein Schnupfen, der wieder geht. Sie hat Angst, Unruhe, physisches und psychisches Leid in mein Leben gebracht, bedeutet aber auch nicht das Ende! Von Anfang an bin ich offen mit der Krankheit umgegangen, sowohl privat als auch beruflich. Einige Teilnehmer meines MS-Stammtischs berichteten, dass sie, nachdem sie ihre Diagnose mitgeteilt haben, von ihren Lebenspartnern verlassen wurden. Die Liebe zwischen meinem Mann und mir ist gewachsen. Mit einem zweiten JA wurde sie im Juni 2022 bestätigt – „In guten wie in schlechten Zeiten“ – dafür bin ich dankbar.
Die Krankheit hat mir aber auch gezeigt, wer zu meinen Herzensmenschen und Freunden zählt. Werden Liebe, Aufmerksamkeit oder Zuneigung nicht freiwillig gegeben, macht es keinen Sinn, dafür zu kämpfen. Es ist wichtig, sich denen zu zuwenden, die selbstverständlich da sind. D.h. nicht, nicht manchmal etwas erklären zu müssen aber das Grundgefühl der Verbundenheit muss einfach stimmen!
Die Vergangenheit war schön, dass ich das auch in Zukunft sagen kann, daran muss ich jetzt arbeiten. Und das verlangt jeden Tag neue Kraft. Durch die Erkrankung habe ich viele nette und einfühlsame Menschen kennenlernen dürfen, sei es beim MS Stammtisch, dem Reha-Sport oder der DMSG – Menschen, die mir geholfen haben und helfen, täglich wieder neuen Mut zu fassen. Unangenehme Konflikte am Arbeitsplatz führten dazu, dass ich meine berufliche Situation neu aufstellen musste. Ein Neurologe sagte zu mir: „Hat der liebe Gott dir Zitronen gegeben, mach Limonade draus“.
Es geht weiter – anders eben.
Fest stand, dass ich auch zukünftig eine Betätigung wollte, die mir Freude macht. Mit einem Schwerbehindertenausweis und GdB 70 wäre es sicherlich schwer geworden, eine neue Anstellung zu finden.
Also habe ich, zum 01.01.2022, mit Gründung der NIERFELDahoi GmbH nochmal den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.
Privat durften mein Mann und ich auf unseren Reisen in diesem Jahr zahlreiche neue Erfahrungen sammeln. Hier die Wichtigste: Es ist noch viel möglich.
Im April 2022 haben wir die Taufe von AIDAcosma miterlebt. Taufpatin war die seit einem Unfall querschnittsgelähmte Olympiasiegerin Kristina Vogel. Eine tolle barrierefrei Kabine hat uns die Reise von Hamburg nach Mallorca sehr erleichtert und ließ keine Wünsche offen.
Großbritannien, Norwegen, Spanien und Frankreich durften wir im Sommer mit AIDAsol besuchen.
Mit AIDAaura ging es dann von Bremerhaven nach Kapstadt. Im Rollstuhl sitzend habe ich den Äquator überquert 😉. Die atemberaubende Namib haben wir aus der Vogelperspektive bewundert und weil es so schön war, sind wir in Kapstadt nochmal in die Luft gegangen 😊. Hier stand ein Rundflug zum Kap der Guten Hoffnung auf dem Programm.
Reisen ist auch mit einer Behinderung möglich!
Mit diesem Bericht möchte ich allen Menschen mit einer Einschränkung Mut machen!
Auch mit einer schweren Erkrankung kann man eine Menge erleben.
An dieser Stelle bedanke ich mich zu allererst bei meinem Mann, möchte aber auch für die Hilfestellung der Rederei, bei den Mitarbeiten der Bahn, der Crew auf den Schiffen, dem Flughafenpersonal im In- und Ausland danken; sie alle haben mir geholfen, diese tollen Erlebnisse trotz meiner Geheinschränkung zu „erfahren“. Beeinträchtigungen alltägliche Aktivitäten aufgrund lang andauernder körperlicher und/oder geistiger Gesundheitsprobleme, sind vielfältig und ganz unterschiedlich ausgeprägt. Bereits im Vorfeld einer Reise gilt es, dies zu beachten. Dann werden die schönsten Tage im Jahr bestimmt ein Erfolg und tragen dazu bei, wieder Kraft und Energie zu tanken.
Gerne gebe ich meine Erfahrungen weiter.
Rufen Sie an!
ZUKUNFT WIRD AUS MUT GEMACHT!
Übrigens, während ich diese Zeilen schreibe, erhalte ich von AIDA die Auszeichnung
„Premium Partner 2022/2023 – Helden der Meere“.
Ich freue mich, dass es die NIERFELDahoi GmbH im zurückliegenden Geschäftsjahr wieder geschafft hat, die großen Herausforderungen als Partner nachhaltig zu meistern.